Background Image
Previous Page  18 / 24 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 18 / 24 Next Page
Page Background

16

Neues gkf-Projekt aus Info 47

Assistent aus dem 3 D-Drucker

Für eine sichere Diagnose einiger Gehirnerkrankun-

gen ist die Entnahme winziger Gewebeproben unbe-

dingt erforderlich. Ein Team um Thomas Flegel arbei-

tet an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni-

versität Leipzig gemeinsam mit Forschern des Fraun-

hofer Instituts und Humanmedizinischen Wissen-

schaftlern und Ärzten an einem effektiven schonen-

dem und praxistauglichem System, das für veterinär-

medizinische Spezialpraxen finanzierbar ist.

Heuzutage erlaubt moderne Medizintechnik Tierärz-

ten in den Kopf ihrer Patienten zu blicken, ohne dass

dem Tier dabei auch nur ein Haar gekrümmt werden

müsste, denn Computertomographie (CT) und Mag-

netresonanztomographie (MRT) liefern hoch aufge-

löste Schnittbilder des Schädels und seines Innenle-

bens. Insbesondere auf den MRT-Aufnahmen erken-

nen Tierärzte Veränderungen im Gehirngewebe und

erhalten Informationen über deren Lage und Aus-

maß. Doch so fantastisch die Aufnahmen auch sein

mögen, sie geben in vielen Fällen keine Auskunft

über die Art und Herkunft der Veränderung, denn auf

den Bildern können sich Entzündungen, Tumoren

und Durchblutungsstörungen zum Verwechseln ähn-

lich sehen. Das gleiche Problem besteht übrigens bei

vielen krankhaften Veränderungen im Körper. Die

Aufnahmen selbst modernster Bildgebungsverfahren

können häufig nur darstellen, dass da etwas ist, aber

was da ist, bleibt in vielen Fällen ein Rätsel.

In diesen unklaren Fällen nimmt der Arzt mit einer

speziellen Hohlnadel eine kleine Gewebeprobe, eine

Biopsie. Die Probe wird anschließend im Labor von

Spezialisten untersucht. Erst anhand der Gewebeun-

tersuchung kann der Arzt eine sichere Diagnose der

Ursache für die Veränderung auf dem Bild und damit

der zugrundeliegenden Erkrankung stellen. Die Ge-

webeentnahme beispielsweise aus einem rätselhaf-

ten Knoten in der Haut ist dabei vergleichsweise ein-

fach und weitgehend gefahrlos: Das zielgenaue Ste-

chen ist unkompliziert und selbst, wenn der Arzt ein-

mal daneben sticht, hat die versehentliche kleine

Verletzung in der Regel keine schlimmen Folgen.

Ganz anders verhält es sich bei Biopsien im Gehirn.

Schon der Zugang zu diesem Organ ist viel schwieri-

ger, weil es vollständig von den Schädelknochen um-

geben ist. Die Lage einer Gewebeveränderung ist

darüber hinaus von außen nicht zu erkennen, denn

bildgebende Verfahren können während der Entnah-

me der Probe nicht eingesetzt werden, weil die ent-

sprechenden Systeme für die Veterinärmedizin leider

viel zu teuer sind.

Abb. 1 Tumor, Entzündung, Blutgerinnsel? Die Veränderung im Gehirn

eines Hundes ist auf diesem MRT-Bild zwar sehr gut zu sehen, doch um

was es sich dabei handelt, kann der Tierarzt anhand der Aufnahme nicht

erkennen. Eine Diagnose der Erkrankung ist nur nach der Entnahme ei-

ner Gewebeprobe und einer Untersuchung des veränderten Gewebes

möglich.

Der Tierarzt müsste quasi „im Dunkeln“ zielen und

stechen, um eine Probe des veränderten Gewebes

zu entnehmen: Das wäre ein unverantwortbares Risi-

ko, denn das Nervengewebe ist hochempfindlich und

selbst kleinste Verletzungen an der falschen Stelle im

Gehirn können schwere bleibende Schäden verursa-

chen. Daher hat man als technische Assistenten eine

Art Zielapparate entwickelt, die so eingestellt werden,

dass die Biopsienadel das gewünschte Zielgebiet

trifft.

Abb. 2 Ein 3D-Drucker modelliert ein Objekt nach einem vom Computer

errechneten Bauplan, indem er einen besonderen Kunststoff in hauch-

dünnen Schichten aufträgt.